KÜMMERT SICH UM DAS BREMSSYSTEM
Auch wenn Sie ein guter Autofahrer sind, dürfen sie sich nicht nur auf Ihre Fertigkeiten verlassen. Sie wollen sicher fahren – das Bremssystem Ihres Autos darf Sie nicht im Stich lassen. Einen Einfluss auf die Bremswirkung haben:
- Zustand und Art der Reibelemente – man soll Reibmaterialien einsetzen, die früher im breiten Temperatur- , Druck-, Geschwindigkeits-, Fahrzeuglast- und Witterungsbereich geprüft wurden. Neben dem geeigneten Reibmaterial ist auch die Art und der Zustand der Bremsscheiben ein wichtiger Faktor mit Einfluss auf die Bremswirkung.
- Anordnung und Anzahl der Kolben, Typ und Durchmesser der Bremsscheibe, Bremsentyp (Scheibenbremse in der Trommelbremse). Alles wird an den Fahrzeugtyp angepasst. Am besten ist es das Auto in verschiedenen Bedingungen zu testen – in der Stadt, bei sportlicher Fahrt oder im Berggebiet.
- Funktionstüchtigkeit und guter Zustand der Bremssättel, der Führungslenker, der Federn – diese Teile haben Bedeutung in schwierigen Wetter- und Straßenbedingungen (z.B. verschmutzte Wege, Feuchtigkeit, Streusalz, Korrosion).
- Zustand der Bremsflüssigkeit – wichtig ist die Beständigkeit und die Siedetemperatur der Bremsflüssigkeit. Mindestsiedetemperaturen für einzelne Arten der Bremsflüssigkeiten werden nachfolgend dargestellt:
DOT 3 – Min. 140ºC,
DOT 4 – Min. 155ºC,
SUPER DOT 4 – Min. 180ºC,
DOT 5.1 – Min. 180ºC;
- Zustand der Fahrzeugaufhängung – Störungen im System verlängern die Bremszeit und den Bremsweg. Der Zustand der Stoßdämpfer, der Lenker, der Stangen und der Metall-Gummi-Teile müssen kontrolliert werden.
- Zustand der Fahrzeugbereifung, Reifenluftdruck – ungleichmäßiger Verschleiß oder unzureichende Laufflächenhöhe beeinflussen das Haftvermögen des Fahrzeuges am Boden.
- Zustand der Fahrwerkgeometrie – falsche Geometrieeinstellung kann zur Änderung der Fahrtrichtung während der Bremsung und im Extremfall zum Schleudern und Rutschen führen.
- Dichtheit und Lüftung des Bremssystems
WELCHE UNGÜNSTIGEN ERSCHEINUNGEN KÖNNEN BEIM BREMSEN VORKOMMEN?
Bremsen ist nicht immer einfach und komfortabel. Lernen Sie Erscheinungen kennen, die auf das Bremsen einen Einfluss ausüben können.
- Zerrende/zuckende Reibung (stick – slip) – entsteht, wenn die statische Reibung größer als die kinetische Reibung ist. Oberflächen des Bremsbelags und der Bremsscheibe trennen sich und fangen zu rutschen an. Diese Erscheinung dauert an, bis beide Teile sich nicht wieder verbinden.
- Quietschgeräusche verschiedener Frequenzen – bei niedriger Frequenz (1kHz – ~3kHz) sind für die Entstehung dieser Geräusche folgende Teile verantwortlich: Stangen, Bremssattel, Bügel. Quietschgeräusche der niedrigen und hohen Frequenzen (4kHz – ~16kHz) werden durch Bremsscheiben und Bremsbeläge hergestellt. Mögliche Ursachen der vom Bremsbelag erzeugten Geräusche sind vor allem Änderungen des Reibwertes und falsche Geometrie des Reibmaterials. Im Falle von Bremsscheiben sind es Abweichungen in der Bremsscheibendicke (DTV), lokale Überhitzungen (hot spots) und mangelhaftes Gusseisen.
- Knarren („groan and moan”) – entsteht beim Losfahren des Fahrzeugs, beim Erreichen von maximal 2 Umdrehungen/Minute und niedrigem Druck im System. Es ist eine Reihe von Pulsationen, erzeugt durch zerrende Reibung zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe. Mögliche Ursachen für „groan” sind Deformationen der Bremsscheibe und der Bremsbeläge (als Folge von falschem Einbau, Einfluss von hoher Temperatur und anderen Faktoren), Übertragen des Reibmaterials auf die Oberfläche der Bremsscheibe sowie Änderungen des Reibwertes.
- Schwingungen (Judder) – werden in Folge von Änderungen des Bremsmomentes (Reibwertes) erzeugt. Diese Schwingungen können hinsichtlich Auslöser in einige Gruppen unterteilt werden:
Hot Judder – Bremsscheibentemperatur >200°C
Cold Judder – Bremsscheibentemperatur <100°C
Schwingungen bei hohen Geschwindigkeiten >130 km/h
„grüne“ Schwingungen – bei neu eingebauten Bremsscheiben und Bremsbelägen während der Einfahrphase
Jeder einzelne Zufall eines lauten Bremssystems muss individuell und sehr eingehend geprüft werden. Häufig wird allgemein behauptet, dass Bremsbeläge die einzige Quelle der Quietschgeräusche aus dem Bremssystem sind. Diese Behauptung ist eine Vereinfachung des Problems und zeugt von Unkenntnis der Thematik.
Es gibt eine Regelmäßigkeit – je höher der Reibwert (je wirksamer die Bremse), desto größere Wahrscheinlichkeit der Geräuschentstehung (Quietschen, Vibrationen) aus dem Bremssystem.
KÜMMERT SICH UM DIE SCHEIBENBREMSBELÄGE
ZUERST KLUGE WAHL TREFFEN
Funktionstüchtige Scheibenbremsbeläge von hoher Qualität sind eines der wichtigsten Elemente des Puzzles „sicheres Auto“. Wonach sollte man sich also bei der Wahl der Bremsbeläge richten? Sie sollen eine hohe mechanische und thermische Beständigkeit aufweisen – Beläge für Niedrigpreise erfüllen diese Anforderung meistens nicht. Wenige Hersteller verfügen auch über fortgeschrittene Werkzeuge für Kontrolle Ihrer Produkte so wie es Lumag, der Hersteller von BRECK Belägen, tut (z.B. erstklassige Schwungmassenprüfstände). Es ist auch empfehlenswert, Produkte mit Verschleißsensor und Homologation zu wählen. Ein wichtiges Detail ist ein s.g. Shim – ein Metallteil, beidseitig mit spezieller Schutzschicht beschichtet, die durch die ganze Betriebszeit der Beläge Vibrationen dämpft und Quietschgeräuschen vorbeugt.
DANN SORGE TRAGEN
Sie mögen es, stolz auf Ihr Auto zu sein, das Sie selbst pflegen? Wartung der Scheibenbremsbeläge ist eine der Tätigkeiten, die man selbst vornehmen kann. Bei jeglichen Zweifeln sollen Sie sich aber lieber zu einer Autowerkstatt begeben. Im folgenden sind 4 Etappen der Wartung der Scheibenbremsbeläge dargestellt:
- Reinigung der Bremsbeläge mit einem geeigneten Mittel für Beseitigung von Rückständen, Feilspänen, Flecken und Verunreinigungen vom Bremsenbetrieb. Ein solches Mittel ist im Autoteilehandel erhältlich;
- Prüfung des Zustandes der Bremsscheibe – sie muss gewechselt werden, wenn sie tiefe, kreisförmige Rillen, Risse, Grat auf der Außenkante oder zu kleine Dicke aufweist;
- Reinigung der Bremssattelfläche, die mit dem Bremsbelag in Kontakt kommt;
- Prüfung des Bremsflüssigkeitspiegels im Behälter im Motorraum und regelmäßiger Austausch der Bremsflüssigkeit.
WAS KANN BEUNRUHIGEN?
Scheibenbremsbeläge von schlechterer Qualität oder z.B. falsch montierte Beläge können dem Autobenutzer einige Probleme bereiten. Aber auch Bremsbeläge von höchster Qualität sind nicht ewig. Unten finden Sie eine Liste der häufigsten Probleme mit Scheibenbremsbelägen:
- Abreißen des Reibmaterials – Ursache dafür ist der Einsatz der Beläge ohne Zwischenschicht oder der niedrige mechanische Widerstand der Beläge;
- Beschädigung (Verbiegen) der Trägerplatte – Ergebnis der falschen Montage der Bremsbeläge;
- Unregelmäßiger Verschleiß der Beläge in einem Bremssattel – kann durch Festfahren des Belags im Bremssattel in Folge z.B. von Korrosion verursacht werden;
- Verunreinigter, mit Öl, Schmierstoff oder Bremsflüssigkeit durchsetzter Belag – das Problem kann vorkommen, wenn der Automechaniker unvorsichtig mit den Bremsbelägen bei der Montage umgeht. Beläge können auch durch Auslauf der Bremsflüssigkeit aus dem System oder des Schmierstoffes aus einer Lagerung verunreinigt werden;
- „Verglasen” des Reibmaterials – entsteht als Ergebnis einer konstanten Bremsung mit sehr erhitzten Bremsen oder wenn Beläge aus einem schlechten Reibmaterial hergestellt wurden;
- Übermäßiger Verschleiß der Beläge – Ursache dafür ist Mangel der korrekten Kontrolle des Bremssystems bei der technischen Überprüfung oder niedrige Qualität des Reibmaterials;
- Risse im Reibmaterial – entstehen in Folge der Verbiegung des Belags durch z.B. Festfahren im Bremssattel. Eine andere Ursache kann auch die niedrige mechanische Beständigkeit in hohen Temperaturen sein;
- Verkohlung des Reibmaterials durch sehr hohe Temperatur – übermäßiges Bremsen, Überhitzung der Beläge und quasi-sportlicher Fahrstil sind die Hauptursachen für die „Verbrennung“ der Beläge durch Autofahrer;
- Ungleichmäßiger Verschleiß der Beläge wegen unkorrektem Mitspiel mit der Bremsscheibe – Ursache ist der übermäßiger Verschleiß der Bremsscheibe;
- Unregelmäßiger (schräger) Verschleiß des Reibmaterials – entsteht in Folge von Bewegungsblockaden auf den Gleitflächen des Bremssattels und wegen eines übermäßigen Spiel im Bremssattel;
- Übermäßige Korrosion – greift diese Bremsbeläge an, die aus Materialien schlechter Qualität hergestellt wurden. Korrosion kann auch Beläge in Fahrzeugen zerstören, die eine Zeit lang nicht gefahren und in korrosionsfördernden Bedingungen gehalten wurden.
WIE OFT SOLLEN BREMSBELÄGE AUSGETAUSCHT WERDEN?
Reibmaterialien im Bremssystem verschleißen auf eine natürliche Weise während des Betriebs und müssen erneuert oder ausgetauscht werden. Reibteile von guter Qualität mit optimalem Reibwert verschleißen viel langsamer als Bremsbeläge aus Materialien von schlechterer Qualität. Bremsbeläge sollen dann ausgetauscht werden, wenn die Dicke des Reibmaterials unter bestimmtes Minimalwert schreitet oder wenn ein begründeter Verdacht besteht, dass die Reibbeläge bis zum nächsten Termin der technischen Kontrolle nicht halten werden. Eine Ursache für Austausch des Bremsbelags ist auch eine Änderung der Struktur des Reibbelags infolge von Überhitzung oder mechanischer Beschädigung (Risse, Absplitterungen, Abbröckelungen). Jede 15 000 km muss der Zustand der vorderen Bremsen und jede 30 000 km der Zustand der vorderen und der hinteren Bremsen geprüft werden. Der Unterschied in den Kilometerleistungen resultiert aus der Tatsache, dass die vorderen Bremsen meistens viel stärker belastet sind und schneller verschleißen als die hinteren.
FÄHRT SICHER
Auch das beste und technisch sicherste Auto kann eine Gefahr für die Passagiere und die Umgebung bilden, wenn der Autofahrer sich nicht an die Verkehrsvorschriften hält oder unvorsichtig fährt. Von Bedeutung ist auch das Kennenlernen der Grundprinzipien der Bremsenverwendung z.B. in Abhängigkeit von den Straßenbedingungen. Seien Sie sicherheitsbewusst, lesen Sie weiter.
SEI VORSICHTIG
Besondere Vorsicht (intensive Beobachtung der Straße und ihrer Umgebung, sogar der Fuß am Bremspedal) hat einen bedeutenden Einfluss auf die Länge des Bremswegs eines Fahrzeuges. Eine durchschnittliche Zeit der psychomotorischen Reaktion eines Autofahrers, gerechnet vom Erscheinen eines Hindernisses bis zur tatsächlichen und vollständigen Betätigung des Bremssystems mit voller Wirkung, beträgt ca. 1,25 s. Ein Fahrzeug, das sich mit der Geschwindigkeit von 60 km/h bewegt, legt in 1,25 s eine Strecke von über 21 m zurück. Bei der Geschwindigkeit von 100 km/h wird diese Strecke über 35 m lang.
PREIS DES LEBENS: 50 KM/H
Zahlreiche polizeiliche Statistiken zeigen, dass ein ungeschützter Verkehrsteilnehmer (Fußgänger oder Radfahrer) Überlebenschancen bei einem Zusammenstoß mit einem Fahrzeug hat, das sich mit der Geschwindigkeit bis 30 km/h bewegt. Bei der Geschwindigkeit von 50 km/h vermindern sich die Überlebenschancen bis auf etwa 50%. Bei der Geschwindigkeit von 60 km/h existieren Überlebenschancen eigentlich nicht mehr. Deswegen ist die zulässige Geschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften von 50 km/h kein Zufall. Sie ist ein gewisser Kompromiss, das einerseits ungestörten Verkehr von Fahrzeugen ermöglicht und andererseits eine relative Sicherheit den ungeschützten Verkehrsteilnehmern sichert.
GESCHWINDIGKEIT UND BREMSWEG
Wenn die Geschwindigkeit zweimal steigt, wächst der Bremsweg und die Zusammenstoßenergie fast viermal. Wenn ein Fahrzeug, dass sich mit 50 km/h bewegt, bereits angehalten hat, fährt ein sich parallel vorher mit 60 km/h bewegendes Fahrzeug noch mit der Geschwindigkeit von 44 km/h.
BREMSWEG IM WINTER
Beim Autofahren im Winter muss beachtet werden, dass die Bedeckung der Straße mit Schnee den Bremsweg ca. zweimal verlängert, mit Eis – mehr als viermal.
RICHTIGE BREMSENVERWENDUNG – SUCHE NACH DEM GOLDENEN MITTEL
Bremsenhersteller empfehlen, lange und sanfte Bremszyklen mit niedrigen Druckwerten im hydraulischen System zu vermeiden, weil sie einen Temperaturanstieg der Bestandteile des Bremssystems verursachen. Auch pseudosportliche Fahrweise mit häufigen Bremsungen und hoher Temperatur der Bremsscheiben und der Bremsbeläge ist für die Lebensdauer dieser Teile nicht vorteilhaft. Andererseits ist sanftes Bremsen mit überwiegenden Motorbremsungen für die Bremswirkung nicht günstig. Dabei werden die ständig abgesetzten Oxide nicht beseitigt und die Oberfläche des Reibbelags wird nicht erfrischt. Für die Lebensdauer und Bremswirkung ist es empfehlenswert, Bremsen mittelintensiv zu nutzen und ab und zu starke Bremsungen durchzuführen. Außerdem, wenn es wegen Straßenbedingungen und Verkehrsintensität möglich ist, soll kurz gebremst werden. Solches Bremsverhalten garantiert Erhaltung der richtigen Bremswirkung und erlaubt seltenen Austausch der Bremsscheiben und der Bremsbeläge.
BREMSUNG MIT ABS
Bei der Bremsung mit ABS muss der Bremspedal immer voll gedrückt werden und in dieser Position gehalten werden bis das Fahrzeug voll angehalten hat. Falls beim Bremsen ein Hindernis umfahren werden muss, soll der Bremspedal auch dabei voll gedrückt bleiben.
Man muss es sich bewusst werden, dass ein Fahrzeug mit ABS nicht immer früher anhält als ein Fahrzeug ohne ABS. Bei der Bremsung auf Schnee oder einer unbefestigten Straße wird das Fahrzeug ohne ABS den kürzeren Bremsweg haben, weil auf dieser Art Straßenbelag die volle Blockade der Räder vorteilhaft ist.
Man muss auch daran denken, dass das ABS-System auf löcherigen Straßen und Rüttelstreifen nicht richtig funktionieren wird. In solchen Situationen ist also besondere Vorsicht geboten.
SICHERE ABFAHRT VON EINER STEILEN ERHEBUNG
Bei einer Abfahrt mit dem Auto von einer steilen Erhebung ist ein langandauerndes Betätigen der Hauptbremse gefährlich. In solchen Bedingungen überhitzen Bremssysteme schnell und verlieren ihre Bremswirkung. Für die Vorbeugung wird in Nutzfahrzeugen eine sog. Motorbremse eingesetzt, die auf dem Prinzip der Drosselung der Auslaufgase arbeitet oder den Verdichtungsdruck in den Zylindern steigert. Manchmal wird ein Retarder (hydrodynamisch oder elektromagnetisch) am Schaltgetriebe montiert, bei dem die Bremsung durch Bildung von zusätzlichem Widerstand erreicht wird. Die sicherste Lösung für eine ungefährliche Abfahrt von einer steilen Erhebung in PKWs ist eine Abfahrt mit gleichzeitiger Motorbremsung. Man kann auch die populäre Faustregel anwenden, die besagt, dass man das beste Bremsergebnis mit Motor erreicht, wenn man auf dem Gang bergab fährt, auf dem man bergauf fahren würde.